Gestern Abend bekamen wir die Nachricht, dass wir die Halle um 18:00 Uhr zu räumen hätten. Alles würde durchsucht werden es käme eine „highly important person“. Kein Gegenstand, den wir am nächsten Tag brauchen würden dürfte aus der Halle genommen werden. Für alle Teams ein ziemliches Problem, da wir abends zumindest die Laptops zum arbeiten brauchen würden. Unsere Entscheidung war daraufhin Roboter und drei Laptops in der Halle zu lassen und den Rest der Laptops mit ins Hotel zu nehmen.
Um sicher zu gehen fragten wir Neda, eine der Übersetzerinnen, die wir vorgestern kennen gelernt hatten, ob es für die weiblichen, menschlichen Teammitglieder sinnvoll wäre andere Kleidung zu kaufen. Unsere Frage wurde sehr positiv aufgenommen. Die Kleidung wäre zwar in Ordnung, aber für die VIP sei traditionellere iranische Kleidung besser. Als fast pünktlich um 19:30 die Halle geschlossen wurde, fuhren wir mit ihr in die Stadt (wir sind am Stadtrand) und kauften je ein neues Kopftuch, dass sich viel einfacher tragen lässt und je einen Manteau. Dies sind iranische „Mäntel“. Eigentlich sehen sie eher wie fast knielange Blusen aus und sind sehr hübsch. Neda ist ohnehin mit Gold nicht aufzuwiegen. Sie hilft uns stets sehr schnell und effektiv, sei es vegetarisches Essen zu organisieren, Kleidung zu besorgen oder ein Problem mit der Elektrik zu vermitteln. Subjektiv scheinen die Frauen hier Durchsetzungsfähiger und pragmatischer zu sein als ihre männlichen Pendants.
Über Teheran selbst werden wir zu einem anderen Zeitpunkt berichten, da wir vermutlich noch mehr zu sehen bekommen werden.Der Abend verlief weitestgehend ruhig, abgesehen davon, dass Timon die Dusche in dem einen Zimmer zu reparieren versuchte um nicht immer im anderen Zimmer duschen zu müssen. Im Zuge dessen stellte er fest, dass die Dusche schlichtweg keinen Schlauch hatte. Es gibt nur ein Drahtmantel, der Gummianteil fehlt. Der Reparaturversuch mit Duct Tape hat bisher nicht den gewünschten Effekt gebracht, aber wir sind zuversichtlich. Bisher haben wir in jedem Hotel in dem wir waren etwas repariert.
Heute morgen waren wir pünktlich an der Halle, kamen aber nicht rein, da das mobile Röntgengerät für die Laptops, die wir nun doch mit rein bringen durften, noch einige male umgeparkt werden musste. Die Sicherheitsvorkehrungen waren recht spannend. Zwei der weiblichen Teammitglieder wurden am Metalldetektor vorbei geschleust. Das dritte – mit Laptop in der Hand – musste jedoch durch den Detektor, welcher, oh Wunder, prompt piepte. Da aber auch niemand darauf achtete wer schon die Röntgenkontrolle passiert hatte, genügte es auch beim Einlass zu behaupten das Gepäck sei bereits durchleuchtet worden, wie ein anderes Team heraus fand. Der VIP stellte sich als Akbar Hashemi Rafsanjani heraus. Ehemaliger iranischer Präsident, immer noch 3. wichtigster Mann im Staat und nebenbei auch der Reichste.
Nachdem er mit riesigem Gefolge mehrmals durch die Halle gelaufen war, wurden die Iran Open mit einem leicht überdimensionierten Hallenfeuerwerk sowie Rauchbomben in Landesfarben eröffnet, Untermalt vom lieblichen Klang des Feueralarms den offenbar niemand bedacht hatte. Es scheint hier eine große Fangemeinde für Roboter zu geben. Die Hallen sind alle sehr gut besucht und die Stimmung erinnert an einen Jahrmarkt. Wir wurden bereits diverse Male von iranischen Medien interviewt und gefilmt. Auch einige Iranische Kinder kamen zu uns, um einen Englischen Satz an uns auszuprobieren. Meist wollten sie wissen wo wir her kommen. Anders als gedacht, bekommen die Kinder in der Schule durchaus einen passablen Englischunterricht (unter anderem von Neda). Informatikunterricht ist übrigens Standard ab der Grundschule, während in Hamburg derzeit die Politiker debattiern den Informatikunterricht als Pflichtfach abzuschaffen, da das ganze offenbar nur eine Modeerscheinung sei.
Unser erstes Spiel fand gegen Baset statt. Bis letztes Jahr spielten sie in der Teen-Size League, dieses Jahr treten sie aufgrund einer Regeländerung in beiden Ligen an. Obwohl unsere Roboter sich gut geschlagen haben und keine Angst vor diesem Gegner zeigten, mussten wir uns mit 2:0 geschlagen geben. Wir sind mit diesem Ergebnis absolut zufrieden. Unsere Roboter haben durchweg gut gespielt und keine Fehler gemacht. Aber als sich Tamara todesmutig einem Ball entgegenstellte, den ein Basset Robot geschossen hatte, wurde sie davon, infolge des kräftigen Tritts, umgeworfen. Wir haben sie nach dem Spiel getröstet und ihr gesagt, dass wir sehr stolz auf sie sind. Im Vergleich zu den Teams, die wir ansonsten beobachten konnten müssen sich unsere Roboter auf jeden Fall nicht verstecken.
Unser nächstes Spiel ist für morgen um 9:00 Uhr Ortszeit gegen die Bolt Hearts angesetzt und verspricht spannend zu werden. Wir werden euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.
Zum Informatikunterricht an Iranischen Schulen:
Ich habe heute mit einem 12-Jährigen gesprochen der zwar für sein alter recht gut Englisch sprach, aber meinte er bekomme keinen Informatikunterricht. Es gibt Computer an seiner Schule, aber die sind seiner Aussage nach älteren Baujahrs.